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10 Reitsportartikel, die jeder hat und keiner braucht

Hey ,

du kennst das sicher auch: Du gehst in den Pferdesportladen oder stöberst online, und plötzlich siehst du überall Dinge, die du „unbedingt“ für dein Pferd brauchst. Von schicken Reitstiefeln bis hin zu glänzenden Gebissen – die Auswahl ist riesig und die Versuchung groß. Aber mal ehrlich, wie viele dieser Sachen brauchen wir wirklich? Und wie viele landen nur in der Ecke, weil sie am Ende doch nicht so nützlich sind, wie wir dachten?

In diesem Artikel möchte ich mit dir einen genaueren Blick auf einige dieser vermeintlichen „Must-Haves“ werfen. Spoiler: Viele davon sind einfach nur überflüssig! Es ist Zeit, den Konsumwahn im Pferdesport zu hinterfragen und herauszufinden, welche Artikel wirklich nötig sind und welche nur eine gewinnbringende Erfindung der Pferde-Industrie sind, um dem  gutmeinenden Pferdehalter noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.

Lass uns zusammen die 10 Pferdesportartikel durchgehen, die jeder hat und keiner braucht. Vielleicht entdeckst du dabei sogar, dass weniger manchmal mehr ist – nicht nur für deinen Geldbeutel, sondern vor allem für das Wohl deines Pferdes.

Los geht’s!

Die Marketingstrategien der Hersteller und der Konsumwahn

Du hast sicher schon die glänzenden Kataloge und die verlockenden Anzeigen gesehen, die uns die neuesten Pferdesportartikel schmackhaft machen. Die Marketingstrategien der Hersteller sind meisterhaft darauf ausgelegt, uns zu überzeugen, dass wir ohne diese Produkte weder stilvoll noch erfolgreich im Sattel sitzen können. Von Hochglanzfotos glücklicher Reiter in perfekter Ausrüstung bis hin zu Influencern, die ihre neuesten Errungenschaften stolz präsentieren – überall wird uns suggeriert, dass diese Artikel unverzichtbar sind.

Doch hinter dieser glänzenden Fassade verbirgt sich ein Konsumwahn, der oft am ursprünglichen Grund, ein Pferd zu halten, vorbeigeht. Denn sind wir mal ehrlich: Die wahre Freude an der Pferdehaltung liegt nicht im Besitz von unzähligen Accessoires, sondern in der Beziehung zu unserem Pferd. Der Geruch von frischem Heu, das zufriedene Schnauben deines Pferdes, wenn es dich sieht, die stillen Momente im Stall – das sind die echten Gründe, warum wir Pferdeliebhaber sind.

Hersteller nutzen geschickt unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Perfektion aus. Sie erzeugen ein Gefühl des Mangels und der Notwendigkeit, immer das Neueste und Beste zu haben – angeblich zum Wohl unseres Pferdes. Doch brauchen wir wirklich das neueste Modell eines Sattels, eine spezielle Bürste, die verspricht, unser Pferd noch glänzender zu machen oder die hochglanzpolierten Lederstiefel? Eher nicht.

Dieser Konsumwahn führt dazu, dass wir mehr in den Kauf von Ausrüstung investieren als in die echte Verbindung zu unserem Pferd. Anstatt uns auf die Bedürfnisse und das Wohlbefinden unseres Tieres zu fokussieren, geraten wir in einen Strudel aus Kaufzwang und Materialismus. Das steht im starken Kontrast zu dem, was es eigentlich bedeutet, ein Pferd zu halten: Vertrauen, Respekt und eine tiefe, gegenseitige Bindung.

Wenn wir uns von den Verlockungen des Marktes mitreißen lassen, verlieren wir leicht den Blick dafür, was wirklich zählt. Es wird Zeit, dass wir einen Schritt zurücktreten, unsere Prioritäten überdenken und uns darauf besinnen, warum wir uns überhaupt für Pferde entschieden haben. Nur so können wir den Kreislauf des übermäßigen Konsums durchbrechen und zu den wahren Werten der Pferdehaltung zurückkehren.

Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass Aktivitäten, die sonst Spaß gemacht haben, deinem Pferd absolut null Interesse entlocken. Pferde, die normalerweise neugierig und verspielt sind, zeigen plötzlich kein Interesse mehr an neuen Herausforderungen oder Spielen. Sie wirken gelangweilt und apathisch. Möglicherweise hast du bemerkt, dass dein Pferd bei Übungen, die es früher mit Begeisterung gemacht hat, plötzlich nur noch das Nötigste tut.

Die ersten kleinen Anzeichen sind oft sehr subtil und haben es drauf, sich dem menschlichen Auge zu entziehen. Deshalb ist es wichtig, aufmerksam zu sein und die kleinen, versteckten Signale deines Pferdes wahrzunehmen und deinen Fokus wieder neu auszurichten. Und zwar auf’s Pferd und eure Beziehung – nicht auf den Inhalt deines Schrankes in der Sattelkammer.

Die 10 meistgekauften, aber unnötigen Reitsportartikel

Gebisse:

Das Gebiss ist oft das erste, was einem beim Thema Reitsport in den Sinn kommt. Dabei gibt es inzwischen zahlreiche gebisslose Alternativen, die mindestens genauso gut funktionieren, jedoch ohne Druck und die Erfahrung von Schmerz arbeiten. Die Benutzung eines Gebisses sendet deinem Pferd eine klare Message, die wenig bis gar nichts mit einer fairen, harmonischen und gleichberechtigten Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu tun hat. Wenn die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd auf Vertrauen basiert, braucht es kein Metall mit Gewaltpotenzial im Maul des Pferdes.

Gerten:

Gerten werden häufig eingesetzt, um das Pferd zu “motivieren” oder zu disziplinieren. Doch dieser Ansatz kann schnell zu Missverständnissen und Stress führen. Ein motiviertes Pferd, das aus Freude und nicht aus Angst oder Druck arbeitet, benötigt keine Gerte. Stattdessen sollte der Fokus auf einer positiven Verstärkung und einer harmonischen Beziehung liegen.

Sporen:

Das Klischee vom Profi-Reiter. Allgemein hat sich die Idee breit gemacht, wer mit Sporen reitet, der weiß, was er tut. Nun ja, es kommt wohl drauf an, wo man seine Prioritäten setzt.

Sporen können dem Pferd Schmerzen zufügen und zu einer defensiven Haltung führen. Allein die Vorstellung, meinen Partner (Mensch oder Tier) einen spitzen Metallgegenstand in die Rippen zu drücken, um einer Aufforderung Nachdruck zu verleihen, ist absurd.  Es gibt sanftere Methoden, um die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd zu verbessern. Eine gute Ausbildung und feine Hilfen machen den Einsatz von Sporen überflüssig. Letztlich sollte die Beziehung auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen beruhen, nicht auf Zwang.

Die vielen Sporenträger, die argumentieren es dem Pferd einfacher zu machen, die genauen Hilfen zu erkennen und zu verstehen, haben womöglich die Intelligenz und Auffassungsgabe unserer Pferde bislang noch nicht erkannt oder verstanden. Reagiert das Pferd nicht auf feine Hilfen, hat es mit Sicherheit andere Gründe! 

Sättel:

Mir ist klar, dass ich mir mit diesem Artikel – und besonders mit diesem Abschnitt – wahrscheinlich nicht nur Freunde mache. Ist doch der Sattel das Prachtstück jeder Reiterausrüstung, für den gerne mehrere Tausend Euros auf den Tisch geblättert werden.

In einer wirklich harmonischen Mensch-Pferd-Beziehung kann und sollte das Reiten jedoch zur Nebensache werden. Viele Übungen und Trainingsmethoden lassen sich auch vom Boden aus durchführen. Ein schlecht sitzender Sattel kann zudem zu Rückenproblemen und Unwohlsein beim Pferd führen. Ohne Sattel, oder zumindest mit einem baumlosen, flexiblen Sattel, wird die Kommunikation mit dem Pferd oft sogar direkter und feiner.

Wie wir mittlerweile wissen, ist die Anatomie des Pferdes eher ungünstig, wenn es um die Gewichtsaufnahme des Reiters samt Sattel geht. Auch extrem gut trainierte Pferde werden über kurz oder lang einen physischen Schaden davontragen, wenn das intensive Reiten zur Hauptbeschäftigung wird. Wer ein Pferd nur des Reitens wegen hält, hat meiner Meinung nach den falschen Sport gewählt. Und bei gelegentlichen Trainingsstunden und Ausritten ist dein Pferd ohne einen starren Sattel sehr wahrscheinlich zufriedener. Zum Glück gibt es mittlerweile jede Menge Alternativen auf diesem Gebiet.

Reitstiefel, Reithose, etc.:

Spezielle Reitbekleidung mag bequem und funktional sein, ist aber wirklich nicht notwendig. In vielen Fällen reichen bequeme, gut sitzende Alltagskleidung und festes Schuhwerk völlig aus. Der Fokus sollte mehr auf dem Wohl des Pferdes als auf dem modischen Erscheinungsbild des Reiters liegen. Teure Reitkleidung trägt absolut nichts zur tatsächlichen Reitqualität bei. 

Wer Bedenken hat, dass z.B. Nähte an Jeanshosen und Ähnlichem am Reiterbein scheuern könnten, sollte gleichermaßen die gesamte Ausrüstung, die wir unseren Pferden zum Reiten anlegen, überdenken. Jedes einzelne Teil, und sei es noch so gut gepolstert, hat das Potenzial, am Pferdekörper zu scheuern. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Innennähte-an Jeanshosen-scheuern-am-Oberschenkel-Debatte in meinen Augen so unsinnig wie überflüssig.

Fazit: Kann man machen – muß man aber nicht. Das Geld für die Anschaffung von Reitbekleidung ist mit Sicherheit besser investiert, sucht man sich ein gutes Buch oder eine Kurs oder Ausbildung über das natürliche Pferdeverhalten und den Beziehungsaufbau.

Heunetze und Selbststränken:

Heunetze sollen das Pferd beschäftigen und die Fresszeiten verlängern. Allerdings kann das Fressen aus einem Netz unnatürlich und frustrierend für das Pferd sein – das gleich gilt für das Trinken aus Selbsttränken. Pferde sind darauf ausgelegt, Wasser und Futter vom Boden aufzunehmen, was eine gesunde Körperhaltung und Verdauung unterstützt. Besser ist es, ihnen den natürlichen und artgemäßen Zugang zum Futter zu ermöglichen. 

Wenn es denn doch ein Netz sein muß, sollten diese Netze gewählt werden, die großflächig und bodennah über das Heu gespannt werden können, um die unnatürliche Kopf- und Halshaltung beim Fressen aus hochhängenden Netzen und ihre physischen Folgen zu vermeiden.

Ausbinder und Martingal:

Diese Hilfsmittel sollen das Pferd in eine bestimmte Haltung zwingen, was oft mehr Schaden als Nutzen bringt. Sie können die Bewegungsfreiheit einschränken und zu Verspannungen führen. Eine natürliche Kopfhaltung und Balance lassen sich besser durch gezieltes Training und Gymnastizierung erreichen. Der Einsatz von Zwangsmitteln sollte absolut vermieden werden. 

Wem es schwer fällt, seinem Pferd die entspannte Körperhaltung ohne den Einsatz von Zwang zu vermitteln, sollte an der Mensch-Pferd-Beziehung und seinen eigenen Fähigkeiten arbeiten.

Gamaschen und Bandagen:

Viele Reiter verwenden Beinschoner und Bandagen, um Verletzungen vorzubeugen. Allerdings können sie die natürliche Wärmeabfuhr behindern und die Haut reizen. Ein gesunder, gut trainierter Bewegungsapparat braucht unter normalen Umständen keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen. Die Biomechanik des Pferdes ist ein kleines Wunderwerk und wir überschätzen unsere Kompetenz maßlos, wenn wir glauben, an diesem Wunderwerk Verbesserungen vornehmen zu können. 

Kommt es jedoch häufiger zu Verletzungen, liegen die Gründe sehr wahrscheinlich eher an der Beanspruchung, der Haltung oder dem allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes. Statt die eigentliche Ursache also mit Bandagen zu kaschieren, sollte man an den richtigen Stellen anfangen, das Problem zu beheben. 

Pferde-
Shampoo:

Pferde brauchen keine regelmäßigen Schaumbäder! Ein einfaches Abspritzen mit Wasser und gelegentliches Bürsten reicht vollkommen aus. Natürliche Pflege ist oft schonender für die Haut und das Fell des Pferdes. Pferdeshampoos sind meist überteuert und nicht notwendig für die tägliche Pflege. 

Des weiteren wird durch das Schaumbad die natürliche Funktion des Fells negativ beeinflusst und verliert seine Fähigkeit der körpereigenen Thermoregulation – wieder ein kleines Wunder der Natur, das wir durch unüberlegtes Handel schnell zunichte machen können.

Falls es tatsächlich doch einmal nötig sein sollte, seinen Liebling aus gesundheitlichen Gründen einzuseifen, reicht ein mildes Baby-Shampoo, dem man entsprechende natürliche Pflegeprodukte oder medizinische Präparate zugeben kann, völlig aus.

Huffette und -öle:

Huffett wird oft verwendet, um die Hufe glänzend und gesund erscheinen zu lassen. Tatsächlich kann es die natürliche Atmung des Hufes behindern und langfristig schädigen. Regelmäßige Pflege und ein trockenes, sauberes Stallumfeld sind viel wichtiger für die Hufgesundheit. Die gesunde, natürliche Hufstruktur braucht keine kosmetischen Produkte.

Auch der Hufaufbau und -mechanismus gehören zu dem vorher erwähnten kleinen Wunderwerk der Natur und benötigen keine Optimierung. Falls es Probleme in diesem Bereich gibt, sind auch hier wieder andere Faktoren, wie z.B. die Haltung, die Fütterung und die Beanspruchung zu überprüfen. Dasselbe gilt auch für Hufbeschläge.

Pferdefreundliche Alternativen und artgerechte Haltung:

Statt auf überflüssige Reitsportartikel zu setzen, sollten wir uns darauf konzentrieren, eine harmonische Beziehung zu unseren Pferden aufzubauen. Das bedeutet, ihre Bedürfnisse zu verstehen und zu respektieren. Statt Gebiss und Sporen können wir gebisslose Zäumungen und natürliche Hilfsmittel wie Stimme und Körpersprache verwenden. Statt Gerten und Ausbindern sollten wir auf positives Verstärken und einfühlsame Kommunikation setzen. Eine artgerechte Haltung mit viel Bewegungsfreiheit, sozialem Kontakt und natürlicher Futteraufnahme fördert das Wohlbefinden und die Gesundheit des Pferdes.

Eine gute Mensch-Pferd-Beziehung basiert auf Fairness, Empathie und Respekt. Das bedeutet, das Pferd als eigenständiges Lebewesen anzuerkennen und seine Bedürfnisse zu respektieren. Es bedeutet auch, auf körperliche und psychische Gewalt zu verzichten und stattdessen auf positive Verstärkung und belohnungsbasiertes Training zu setzen. Ein liebevoller und respektvoller Umgang fördert das Vertrauen und die Bindung zwischen Mensch und Pferd und führt zu einer harmonischen Partnerschaft, die auf gegenseitigem Verständnis und Wohlbefinden basiert.

Fazit: Bewusster Konsum und die Bedeutung einer pferdefreundlichen Lebensweise:

Die Überprüfung unserer Reitsportausrüstung und die Reflektion über unseren Umgang mit unseren Pferden sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem bewussteren und nachhaltigeren Lebensstil. Statt blind dem Trend zu folgen und uns mit unnötigen Reitsportartikeln zu belasten, sollten wir uns darauf konzentrieren, was wirklich zählt: eine tiefe Verbundenheit zu unseren Pferden und eine respektvolle Mensch-Pferd-Beziehung.

Indem wir uns von dem Drang nach ständigem Konsum lösen und stattdessen auf die Bedürfnisse und das Wohlbefinden unserer Pferde achten, können wir nicht nur ihr Leben verbessern, sondern auch unser eigenes. Denn letztendlich ist es die Qualität unserer Beziehung zu unseren Pferden, die unser Glück und unsere Zufriedenheit als Reiter ausmacht. Lasst uns also bewusst entscheiden, welche Produkte wir wirklich brauchen und welchen Weg wir gemeinsam mit unseren Pferden gehen möchten – hin zu einer respektvollen und pferdefreundlichen Lebensweise.

Und wenn doch einmal eine Anschaffung gemacht werden muss, sei es ein baumloser Sattel, eine gebisslose Trense oder andere Ausrüstung, sollten wir lieber auf Qualität setzen, selbst wenn der Preis höher ist. Denn hochwertige Produkte halten nicht nur länger, sondern tragen auch dazu bei, das Wohlbefinden und die Gesundheit unserer Pferde zu erhalten. Qualität statt Quantität – ein Grundsatz, der sich in jedem Aspekt unseres Umgangs mit unseren Pferden widerspiegeln sollte.