Nur ein Wildpferd
braucht keinen Sozialarbeiter
Wo stehst du gerade
in deiner Mensch-Pferd-Beziehung?
WOW!
Die brutale Wahrheit ist, dass über 60% der in Deutschland gehaltenen Pferde Verhaltensauffälligkeiten zeigen.
Hier nur einige der am häufigsten vorkommenden Verhaltensauffälligkeiten
Im Kopf eines durchgehenden Pferdes spielt sich so einiges ab, leider jedoch nichts, was die Sicherheit seines Reiters betrifft.
Allerdings gehen auch Pferde ohne Reiter durch. Nur weil in dieser Situation kein Mensch direkt gefährdet wird, ist es aber nicht weniger besorgniserregend. Nicht selten werden weder Zäune noch sonstige Hindernisse wahrgenommen, was zu bösen Unfällen mit schwerwiegenden Verletzungen führen kann.
Das Durchgehen gehört zum Fluchtverhalten und ist somit ein absolut natürliches Schutzverhalten des Pferdes, was in keiner Weise bestraft oder verurteilt werden sollte. In Menschenobhut, und erst recht beim Reiten, ist es allerdings absolut unerwünscht bis lebensgefährlich !
Bei jedem Therapieansatz einer Verhaltensauffälligkeit sollte also vorab geklärt werden, ob es sich um ein unerwünschtes oder ein untypisches Verhalten handelt.
Dass das Durchgehen beim Reiten unerwünscht ist, steht selbstverständlich außer Frage. Ob jedoch die Motivation und Intention, die hinter diesem Verhalten des Pferdes steht, typgerecht oder untypisch ist, sollte ganz individuell betrachtet und abgewogen werden.
Steigt oder buckelt dein Pferd beim Reiten? Oder kann es vielleicht nur deine Reitbeteiligung oder einen fremden Reiter nicht auf seinem Rücken ertragen?
Diese Abwehrreaktion kann unglaublich viele Ursachen haben. Hier ist es leider meisten nicht alleine damit getan den Sattel checken zu lassen, denn es könnte z.B. auch das Schmerzgedächtnis deines Pferdes eine Rolle spielen, was deinem Pferd auch nach der Anpassung eines nicht passenden Sattels noch immer reale Schmerzen verursachen kann. In diesem Fall gilt es erst einmal, durch genaue Analyse des Problemverhaltens den Trigger zu finden und sich an die teilweise recht langwierige Desensibilisierung zu machen.
Wichtig zu beachten ist auch hier, dass Steigen oder Buckeln, ob beim Reiten oder beim alltäglichen Umgang, kein bösartiges oder heimtückisches Verhalten ist, sondern in den Augen des Pferdes einzig eine Selbstschutzmaßnahme darstellt.
Futterneid ist nicht nur für das futterneidische Pferd, sondern genauso für alle Beteiligten echt stressig. Und ich spreche hier von Mensch und Tier. Denn leider leidet der Vielfraß nicht selten unter verhaltensbedingter Schlundverstopfung, Koliken, Magen-/Darmproblemen, die dann auf Dauer dummerweise auch noch das Immunsystem schwächen und sogar zu chronischen Beschwerden führen können und so weiter …
Du siehst schon, wohin das führt, oder? Also ist auch eine „Kleinigkeit“, wie der Futterneid durchaus ernst zu nehmen!
Auch die Einzelfütterung ist da meist keine langfristige Alternative und reduziert weder den Stress des Pferdes noch den des Halters dauerhaft.
Schon mal versucht auf ein Pferd zu steigen, das, sobald dein erster Fuß im Steigbügel steht, schon gleich in den Rennmodus schaltet?
Gar nicht lustig! Auch nicht fürs Pferd!
Das Nicht-still-stehen-können kann sich aber genauso gut beim Anbinden am Putzplatz, beim Schmied oder Tierarzt, o.ä. zeigen.
Diese unter Umständen sehr unterschiedlichen Situationen haben aber doch alle eins gemeinsam : Erstens kann es, je nach Situation, für Mensch und Tier durchaus gefährlich werden und zweitens versucht dir dein Pferd etwas zu sagen und falls dieser Zustand anhält, wird es offensichtlich nicht verstanden.
Die Auslöser gehen hierbei nicht selten auf eine unklare Kommunikation zurück, können aber genauso gut psychischer oder sogar physischer Natur sein.
Wer ein Kleber sein Eigen nennt, dem kann die Lust an der gemeinsamen Zeit mit seinem Pferd schon mal vergehen – verständlich!
Man macht und tut und gibt sich Mühe, von Zeit und Geld mal ganz abgesehen, aber das liebe Pferdchen will oft nichts von einem wissen und klebt stattdessen lieber an seinen Artgenossen. Wie demotivierend für den Pferdehalter …
Aber auch das ist wieder ein zwar unerwünschtes, aber trotzdem absolut arttypisches Pferdeverhalten (je nach Intensität) und gehört auch nicht immer unbedingt zu den Verhaltensauffälligkeiten.
Als Flucht- und Herdentier ist das Pferd auf Sicherheit angewiesen. Deswegen ist hier in diesem Fall eine große Portion Selbstreflexion auf Seiten des Pferdehalters und die Steigerung des Selbstbewusstseins und Vertrauensfähigkeit zumindest auf der anderen Seite des Führstricks angesagt.
Die Ignoranz, bzw. das meiden verschiedener Situationen oder Kontakte ist üblicherweise der erste Ausdruck deines Pferdes, mit dem es dir sagen will, dass hier irgendwas nicht stimmt – zumindest in seiner Wahrnehmung. Wer diese ersten Ankündigungen übersieht oder nicht adäquat reagiert, könnte sich bald noch größeren Problemen gegenübergestellt sehen.
Die gefürchtete Aggressivität der uns körperlich weitaus überlegenen Pferde solltest du auf keinen Fall ignorieren oder unterschätzt! Erstens zu deiner eigenen Sicherheit. Aber zweitens natürlich auch zum Wohle deines Pferdes – denn Aggressivität ist immer ein klares Zeichen von Unsicherheit, Frustration, Angst oder sogar Panik. Welchen enormen Stress eine solche Situation für alle Beteiligten mit sich bringt, steht wohl völlig außer Frage.
Die Liste der Verhaltensauffälligkeiten geht noch unendlich weiter, wie z.B. Scheuen oder extreme Schreckhaftigkeit, Koppen, Weben, exzessives Belecken von anderen Tieren oder Gegenständen oder sogar sich selbst, Boxenlaufen, ständiges Stehenbleiben beim Reiten oder Führen, Scheuern, Kopfschütteln, Zähneknirschen usw. Denn Verhaltensauffälligkeiten sind so individuell wie die Persönlichkeiten unserer Pferde.
Wir Menschen können oft kaum nachvollziehen, wie enorm groß der Stress der Pferde sein muß, bevor Verhaltensauffälligkeiten gezeigt werden - von den Auswirkungen auf die physische Gesundheit ganz zu schweigen
Gehörst du und dein Pferd auch zu diesen 60%?
...dann habe ich eine gute Nachricht für dich!
Obwohl ich dich gar nicht kenne, möchte ich dir sagen, dass du mit allergrößter Wahrscheinlichkeit das Potenzial hast, eine harmonische, vertrauensvolle und faire Beziehung mit einem Pferd aufzubauen. Und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn ich mich irre.
Aber das ist noch nicht alles.
So paradox es sich auch anhört, du kannst aus der schwierigen Situation mit deinem Pferd enorm profitieren.
Denn in der Beziehung zu einem Pferd „mit Charakter“ liegt soviel Potenzial auch dich selber weiter zu entwickeln und über dich hinaus zu wachsen, um deinem Pferd das Leben zu ermöglichen, was es verdient.
Die positive Wechselwirkung in der psychosozialen Mensch-Pferd-Beziehung ist unumstritten. Je größer die Herausforderung, je weiter du dich aus deiner Komfortzone heraus bewegen musst um dein Ziel zu erreichen (und das wirst du unter Umständen tun müssen), umso größer ist auch der positive Effekt für dich und dein Pferd.
Die Verantwortung, die damit auf dir ruht, ist allerdings riesig! Aber die Bestätigung, wenn du die ersten Erfolge siehst, wird das Leben deines Pferdes und dein eigenes für immer positiv verändern.
Die Qualität eurer Beziehung liegt in deiner Hand und nur du hast die Möglichkeit deinem Pferd zu einem angenehmen und entspannten Leben zu verhelfen.
Sei dir deiner Aufgabe bewußt und sei dankbar diese Möglichkeit zu haben.
Nur ein Wildpferd
braucht keinen Sozialarbeiter
Ein in Freiheit geborenes Pferd bringt von Geburt an alle notwendigen Voraussetzungen mit, um in seinem natürlichen Lebensraum zurechtzukommen. Vom ersten Tag an wird es von der eigenen Mutter und Artgenossen auf das Leben vorbereitet – in einer Sprache, die für jedes Pferdekind unmissverständlich ist.
Ein Voraussetzung, die das junge Pferd jedoch nicht mitbringt, ist die Beziehungsfähigkeit mit einer anderen Spezies. In unserem Fall mit dem Menschen.
Diese inter-spezifische, soziale Kompetenz und das Verständnis für eine fremden Sprache müssen erlernt werden und wir Menschen, als „Pferde-Sozialarbeiter“ haben damit eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Je nachdem, mit welchen und wievielen Menschen ein Pferd im Laufe seines Lebens zu tun hat, schleichen sich auch beim besten Willen der Menschen Unstimmigkeiten in der Kommunikation ein. Je schwerwiegender diese Missverständnisse für das Pferd erscheinen, bzw. je öfter sich auch kleine Missverständnisse häufen, um so eher gerät das Pferd in eine Lage, aus der es alleine unter den gegebenen Umständen keinen Ausweg finden kann. Und hier beginnt der erste Schritt in die Verhaltensauffälligkeit.
Wenn auch dieser Kommunikationsversuch des Pferdes übersehen oder ignoriert wird, ist unter Umständen eine schwere Verhaltensstörung nicht mehr fern.
Unsere Pferde verfügen über unglaubliche Anpassungsfähigkeiten aber sie sind nunmal keine Maschinen.
Sie brauchen eine artgemäße Unterstützung, um sich in ihrer vom Menschen vorgegebenen Welt zurechtzufinden – sie brauchen einen Beziehungshelfer, einen Sozialarbeiter, der Konflikte auflöst und Alternativen aufzeigt – optimalerweise bereits im Fohlenalter. Aber auch für ein erwachsenes Pferd kommt keine Hilfe zu spät.
Du möchtest deine Mensch-Pferd-Beziehung auf das nächste Level heben?
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